Rückblick auf den DEGAM-Jahreskongress Anfang Oktober in Hannover

10. Oktober 2025

Ein interessiertes Publikum sitzt im Audimax und verfolgt aufmerksam eine Präsentation.

Eine schöne Zahl, die wir dem Kongressbericht gerne voranstellen: Genau 999 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden beim 59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, der vom 1. bis 3. Oktober 2025 in Hannover stattgefunden hat, gezählt! Dazu kam ein Rekord bei den eingereichten Abstracts (rund 450) und ein entsprechend vielfältiges Programm – der DEGAM-Kongress war also erneut ein voller Erfolg.

Ausgerichtet wurde die dreitägige Veranstaltung in diesem Jahr vom Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung der beiden Kongresspräsidenten Prof. Dr. med. Nils Schneider und PD Dr. med. Kambiz Afshar.

Thematisch weiter Bogen

Mit der Überschrift „Gesellschaft und Gesundheitssystem im Wandel – Perspektiven der Allgemeinmedizin“ hat das Kongressprogramm einen weiten Bogen gespannt: In zahlreichen Kongressbeiträgen wurde deutlich, dass Gesundheit immer auch gesellschaftlich bedingt ist. „Medizinische, soziale, ökonomische und politische Themen gehören eng zusammen. Schwierige soziale und ökonomische Rahmenbedingungen zum Beispiel sind eines der größten gesundheitlichen Risiken. Diese Bezüge haben wir mit dem Kongressprogramm sehr gut abbilden können“, erklärte Prof. Dr. med. Nils Schneider zum Auftakt.

Sein Kollege PD Dr. med. Kambiz Afshar fasste nach den intensiven Kongresstagen zusammen: „Es war ein Kongress der Begegnungen, der Austausch war herzlich, kollegial und gleichzeitig fachlich anspruchsvoll. Das, was wir gehört, erlebt und diskutiert haben, wird noch lange nachhallen, wenn wir wieder in der Praxis und in den Instituten sind – oder überall dort, wo Allgemeinmedizin lebt.“

Schwerpunkte des Kongresses

Inhaltlich lag ein besonderer Kongressschwerpunkt auf der Begleitung von vulnerablen und besonderen Zielgruppen – etwa Menschen mit psychischen Erkrankungen, multimorbiden Patientinnen und Patienten oder Personen in prekären Lebenslagen. Weitere Schwerpunkte im Kongressprogramm waren Beiträge, die sich mit den Herausforderungen für die Allgemeinmedizin in einer sich wandelnden Gesellschaft befassten – zum Beispiel neue Versorgungsmodelle, Digitalisierung, soziale Medizin, multiprofessionelle Zusammenarbeit oder KI-Anwendungen. Aber auch zu „klassischen“ DEGAM-Themen wie Neuigkeiten aus der Leitlinienarbeit gab es zahlreiche Beiträge.

Gesundheitspolitisch diskutiert

Die Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik war ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Kongresses. Gleich in der Auftakt-Pressekonferenz ging es um die Frage, wie das politisch geplante Primärarztsystem aus Perspektive der Allgemeinmedizin sinnvoll ausgestaltet sein sollte. Wir freuen uns, dass wir mit diesem und anderen Schwerpunkten eine hervorragende mediale Wahrnehmung des Kongresses in TV, Radio und verschiedenen Fachmedien erzielt haben.

Auch die beeindruckenden Key Notes haben Themen aufgegriffen, die am Puls der Zeit liegen: In der Eröffnung hat der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel aufgezeigt, wie stark Gemeinsinn und menschliche Beziehungen unsere Gesellschaft prägen und warum es sich lohnt, weiter für diese sozialen Bezüge zu kämpfen.  Um Beziehungen ging es auch in der Key Note von Prof. Dr. med. Stefan Wilm und Dr. Vera Kalitzkus, die vorgestellt haben, wie modern der Ansatz der Familienmedizin in der heutigen hausärztlichen Praxis ist. Auch in den beiden Key Notes „Krise der Evidenz“ (Prof. Peter Strohschneider, Hufeland Lecture der Stiftung Allgemeinmedizin) und „Wie viel Staat verträgt und braucht unser Gesundheitssystem?“ (Franz Knieps) wurde intensiv gesundheits- und wissenschaftspolitisch diskutiert.

Soziales Highlight der Allgemeinmedizin

Natürlich waren auch Netzwerke, Austausch und Begegnung wieder zentrale Elemente des Hannoverschen Kongresses. Die Stimmung war – wie immer – engagiert, herzlich und kollegial. Ein soziales Highlight war erneut der ausverkaufte Gesellschaftsabend mit vielen guten Gesprächen, Gratulationen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Nachwuchsakademie der DESAM – und anschließend viel Musik und Tanz bis tief in die Nacht.

Weiter geht der praktisch-wissenschaftliche Dialog beim nächsten DEGAM-Jahreskongress vom 30. September bis 2. Oktober 2026 in Göttingen – erstmalig als gemeinschaftliche Veranstaltung mit drei weiteren Fachgesellschaften. Das Thema wird sein: „Gesellschaft und Gesundheitssystem im Wandel – Perspektiven der Allgemeinmedizin“.

Zurück