Unveröffentlichte Studienergebnisse gefährden die evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
Das "Bündnis Transparenz in der Gesundheitsforschung", eine gemeinsame Initiative von Cochrane Deutschland, EbM-Netzwerk, HTA.de und dem BIH QUEST Center, hat kürzlich ein neues Positionspapier mit dem Titel "Unveröffentlichte Studienergebnisse gefährden die evidenzbasierte Gesundheitsversorgung" veröffentlicht. Das Paper wurde im Nachgang zum EbM-Kongress in Berlin erarbeitet.
In dem Papier werden das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgefordert, entsprechende Rahmenbedingungen für eine vollständige Studienregistrierung und Ergebnisveröffentlichung in Deutschland zu schaffen.
Kernaussagen des Positionspapiers
- Die Ergebnisse von etwa einem Drittel aller klinischen Studien in Deutschland bleiben unveröffentlicht. Dies führt zu einem verzerrten Gesamtbild der Evidenz (Publikations-Bias) und kann letztlich zu schlechteren Behandlungen führen.
- Das Problem betrifft primär solche klinischen Studien, die nicht als Arzneimittel- oder Medizinprodukte-Studien gesetzlich geregelt sind, z. B. Studien zu Chirurgie, Zahnheilkunde, Psychotherapie, Physiotherapie oder Pflege- oder Ernährungswissenschaften.
- Die Nichtveröffentlichung von Studienergebnissen unterläuft das Vertrauen von Studienteilnehmer:innen, die zum medizinischen Fortschritt beitragen wollen. Eine Nichtveröffentlichung ist stets auch Ressourcenverschwendung (Research Waste).
- Die Veröffentlichung einer Zusammenfassung von Studienergebnissen (Summary Results) in einem Register innerhalb eines Jahres nach Studienende, wie dies auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert, spricht nicht gegen die spätere Veröffentlichung von Studienergebnissen in einem begutachteten Fachartikel.
- Für ein effizientes Monitoring benötigt Deutschland eine zentrale Zusammenführung aller von Ethikkommissionen begutachteten klinischen Studien. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse muss nachverfolgt und bei Bedarf eingefordert werden.
- Notwendig sind bessere rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen, damit alle klinischen Studien in Deutschland vollständig registriert und nach Studienende veröffentlicht werden.
Das Positionspapier wurde mittlerweile von zahlreichen Organisationen mitgezeichnet, auch die DEGAM hat unterschrieben.
Mehr Infos online beim EbM.