Falsche OECD-Daten verschleiern Hausarztmangel

14. Februar 2018

Auf eine kleine Bundestagsanfrage der FDP vom 28. Januar 2018 zum Landarztmangel (1) antwortet das BMG u.a. mit der Einschätzung „Die Hausarztdichte in Deutschland sei
mit 1,7 je 1.000 Einwohner aber immer noch größer als in den meisten europäischen Ländern.“ (2) Anscheinend bezieht sich das BMG hier auf Daten der OECD (3,4) - diese sind aber
falsch:

2015 waren nach Angaben des Bundesarztregisters 54.094 Ärzte hausärztlich tätig (5) - bei einer Bevölkerung von 82,5 Mio. Einwohnern (6) ergibt das 0,66 Hausärzte/1.000 Einwohner. Damit landet Deutschland am unteren, und nicht am oberen Rand der OECD-Tabelle. (Entsprechendes gilt für die von der OECD veröffentlichte Relation von Generalisten zu Spezialisten: in Deutschland sind nur noch weniger als 15 Prozent der Ärzte als Generalisten tätig – etwa die Hälfte des OECD-Durchschnitts.)

Der Hausarztmangel (7) ist ein seit Jahren zunehmendes Problem in Deutschland und betrifft längst nicht mehr nur ländliche Bereiche – die Konsequenz kann mangels realistischer Alternativen nur sein, die Empfehlungen des Sachverständigenrates (8) dringlich umzusetzen:

  • Eine schnelle Verbesserung der hausärztlichen Nachwuchssituation.
  • Einleitung von Maßnahmen, die es sowohl den Hausärzten, als auch den Spezialisten ermöglicht, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren.
  • Maßnahmen, die der Abnahme der Zahl bzw. des Arbeitsvolumens von erwerbstätigen Ärzten entgegenwirken.
  • Eine Besserstellung der Vergütung hausärztlicher Tätigkeit.
  • Der Abbau von Über- und Fehlversorgung.

Zu 1) In den nächsten Jahren müssen sich jährlich etwa 3.500 Personen zum Facharzt/-ärztin für Allgemeinmedizin qualifizieren. Das entspricht etwa 30 Prozent des ärztlichen Nachwuchses gegenüber den bisher etwa 11 Prozent.

Zu 2) und 5) Förderung einer Primärversorgung durch ein hausarztgeleitetes Team von Fachkräften.

Zu 3) Vereinfachung bürokratischer Regelungen auf dieser Versorgungsebene (z.B. Arzneimittel- / Arbeitsunfähigkeits- / Heilmittelrichtlinie / Prüfverfahren und Regresse).

Zu 4) Z.B. durch Besserstellung hausärztlicher Arbeitsweise und Primärversorgung in der GOÄ.


1 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/005/1900553.pdf (besucht am 18.02.2018)
2 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/89277/Noch-sind-die-Wege-zum-Hausarzt-kurz#comment29740 (besucht am
18.02.2018)
3 OECD/European Observatory on Health Systems and Policies (2017), Deutschland: Länderprofil Gesundheit 2017, State of
Health in the EU, OECD Publishing, Paris/European Observatory on Health Systems and Policies, Brussels.
http://dx.doi.org/10.1787/9789264285200-de ISBN 9789264285200
4 OECD (2017), Health at a Glance 2017: OECD Indicators, OECD Publishing, Paris. ISBN 978-92-64-28039-7 (print)ISBN 978-
92-64-28040-3 (PDF)ISBN 978-92-64-28088-5 (epub) http://dx.doi.org/10.1787/health_glance-2017-en ; (besucht am
21.1.2018)
5 http://www.kbv.de/media/sp/2015_12_31.pdf (besucht am 18.02.2018)
6 https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland (besucht am 18.02.2018)
7 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/88837/Tausende-Hausarztpraxen-verwaist (besucht am 18.02.2018)
8 http://www.svr-gesundheit.de/index.php?id=6 (besucht am 18.02.2018)

Pressekontakt:

Dr. Philipp Leson, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DEGAM-Bundesgeschäftsstelle, Friedrichstr. 133 in 10117 Berlin
Telefon: 030 – 20 966 98 00; E-Mail: leson@degam.de

Zurück