Fehlversorgung statt Effizienzverbesserung: Stellungnahme zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das deutsche Gesundheitssystem besitzt eine vergleichsweise schlechte Effizienz und daher ist der politische Ansatz, Maßnahmen gegen die niedrige Lebenserwartung und die kardiovaskuläre Mortalität zu ergreifen, richtig. „Es ist wichtig, dass die wissenschaftliche Allgemeinmedizin in die Überlegungen frühzeitig mit einbezogen wird. Wir erwarten nun, dass sich das BMG im weiteren Prozess mit unseren Vorschlägen intensiv auseinandersetzt“, erklärte DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer im Nachgang zur Veröffentlichung der Initiative am vergangenen Montag.
Ein zentraler Aspekt ist aus Sicht der DEGAM, dass der Fokus des Impulspapiers noch zu sehr auf Früherkennung und zu wenig auf Prävention gelegt wird. „Wir haben bereits zu einem viel früheren Zeitpunkt effektive Hebel. Hierzu zählen beispielsweise ein Werbeverbot für Tabakprodukte und ungesunde Lebensmittel oder die Zuckersteuer“, verdeutlicht Martin Scherer. So könne eine Lebensstilmodifikation viel bewirken. Daneben ist auch zu bedenken, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen nicht evidenzbasiert sind. Ohne erkennbaren Nutzen besteht jedoch die Gefahr, dass Über- und Fehlversorgung eher verstärkt statt abgebaut werden. In der Stellungnahme formuliert die DEGAM daher: „Angesichts des sich bereits jetzt schon aufbauenden Mangels an ärztlichen Praxen muss jede zusätzliche Leistung ganz besonders hinsichtlich ihrer Effektivität geprüft werden.“
„Uns ist es im Beratungsprozess wichtig, konkrete Vorschläge aus hausärztlicher Sicht zu formulieren“, so Prof. Eva Hummers, Vizepräsidentin der DEGAM. Neben der verstärkten Primärprävention zählen hierzu zum Beispiel die Förderung der hausarztzentrierten Versorgung (HzV), die Einführung eines Primärarztsystems zur Reduktion von Über-, Unter- und Fehlversorgung sowie die Stärkung der Allgemeinmedizin in Aus- und Weiterbildung. „Statt Kolibris zu fangen geht es aus unserer Sicht zunächst einmal darum, die Spatzen nicht zu ignorieren“, fasst Eva Hummers den Tenor der DEGAM-Stellungnahme zusammen.
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Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
Über die DEGAM
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchsförderung sind in der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) zusammengefasst.