Hausärzt:innen stehen für Corona-Impfungen bereit
Ende letzter Woche kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an, dass schon bald auch in Arztpraxen gegen Covid-19 geimpft werden würde. Dieser Schritt ist aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zum jetzigen Zeitpunkt angemessen. Hausärztinnen und Hausärzte sind zentraler Bestandteil in der
Versorgung von Covid-19-Patienten und sie werden auch im Rahmen der Corona-Impfung ihren wesentlichen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten.
„Impfen ist eine genuin hausärztliche Tätigkeit. Ich wüsste nicht, warum Hausärztinnen und Hausärzte nicht sofort in die Impfkampagne einbezogen werden sollten“, bekräftigt DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer die derzeit von vielen Seiten erhobene Forderung. Allerdings sei es richtig gewesen, insbesondere auch wegen logistischer Besonderheiten, zunächst auf Impfzentren zu setzen, die eine gute Arbeit gemacht und den Weg in die Impfkampagne deutlich erleichtert hätten. „Jetzt müssen wir es sehr schnell schaffen, die Corona-Impfung auch dorthin zu holen, wo sie ihren natürlichen Platz hat: in den Hausarztpraxen.“
Schon seit Beginn der Covid-19-Pandemie leisten Hausärztinnen und Hausärzte einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Krise. Sechs von sieben Covid-19-Patientinnen und -Patienten werden ambulant versorgt. Werden die hausärztlichen Praxen in die Impfkampagne einbezogen, können mehr Menschen schneller geimpft werden. Damit wären mehr Menschen früher geschützt und mit einem besseren und vor allem persönlicheren Zugang durch eine Impfung in vertrautem Umfeld steigt auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Gleichzeitig organisieren Hausärztinnen und Hausärzte ohnehin die Impfungen ihrer Patientinnen und Patienten, so dass hier von einem bewährten System mit geringen
Reibungsverlusten gesprochen werden kann. Das Gleiche gilt für Basisvorgänge wie die Aufklärung oder die Terminvergabe.
Die DEGAM geht davon aus, dass mittelfristig alle zugelassenen Impfstoffe in den allgemeinmedizinischen Praxen verimpft werden können. Zu Beginn wird es sich wohl vor allem um den unempfindlicheren Impfstoff von AstraZeneca (sowie voraussichtlich auch den von Johnson&Johnson) handeln. Wir sehen bei einer Impfung dieses Impfstoffs in den Praxen die Chance, dass die Hausärztinnen und Hausärzte darüber aufklären können, dass sich Wirksamkeit und Reaktogenität der verschiedenen Vakzine nicht substanziell unterscheiden und dass AstraZeneca, ebenso wie die mRNA-Impfstoffe, ein erstklassiger Impfstoff ist. Wir hoffen daher auf eine größere Akzeptanz und höhere Impfraten in der Bevölkerung. Sollte der
Impfstoff aufgrund neuer Studiendaten irgendwann von der STIKO auch für die Altersgruppen über 64 Jahre empfohlen werden – eine Zulassung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) liegt bereits vor – könnte AstraZeneca zudem einen wichtigen Beitrag zum Schutz altersbedingter Risikogruppen leisten.
Wichtig für eine erfolgreiche Ergänzung der Impfkampagne durch den Einsatz von
Arztpraxen sind klare Rahmenbedingungen. Hausärztinnen und Hausärzte müssen ihrerseits gewährleisten, dass die Nachbeobachtung funktioniert, dass es Lagermöglichkeiten gibt und dass Räume und Personal zur Verfügung stehen. Aufgrund der großen Erfahrung, bspw. auch bei der jährlichen Grippeschutzimpfung, gehen wir davon aus, dass die meisten Hausarztpraxen dies ohne Probleme leisten werden. Eine breite Umsetzung in den Praxen wird allerdings nur dann möglich sein, wenn Politik und Körperschaften den bürokratischen
Dokumentationsaufwand auf das für Impfungen sonst typische Maß verringern und eine angemessene Vergütung ohne Hürden sicherstellen. Hier schließen wir uns der Forderung des Deutschen Hausärzteverbandes an. Es ist gut und wichtig, dass alle beteiligten Akteure gemeinsam an sinnvollen Lösungen arbeiten.
„Wir sollten uns auch verdeutlichen: Impfen ist keine neue Wissenschaft. Vorwürfe aus der Ärzteschaft sowie nervöse Priorisierungsdebatten helfen zudem nicht weiter. Realistisch betrachtet ist es doch so: Wir haben aller Voraussicht nach bald genügend Impfstoff wie auch angemessene Kapazitäten in Impfzentren und Arztpraxen. Setzen wir also alles daran, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu impfen. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten, denn die Impfkampagne bleibt ein zentraler Baustein wenn es darum geht, die Covid-19- Pandemie zu überwinden“, fordert Martin Scherer Zusammenhalt und Entschlossenheit.
Pressekontakt:
Dr. Philipp Leson, Pressesprecher
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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
Schumannstraße 9, 10117 Berlin
Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
www.degam.de
Über die DEGAM
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchs- und Forschungsförderung sind in der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) zusammengefasst.