"Schicksalsjahr für die Allgemeinmedizin"

14. Februar 2016

2016 ist für die Allgemeinmedizin ein bedeutendes Jahr: Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Gleichzeitig stehen politische Entscheidungen an, die die Zukunft des Faches maßgeblich beeinflussen werden. Die DEGAM macht darauf aufmerksam, dass hier wesentliche Weichenstellungen für das Medizinstudium und die Weiterbildung Allgemeinmedizin vorgenommen werden und fordert ein konsequentes Handeln, um dem drohenden Hausärztemangel zu begegnen.

Die Lage ist bekannt: Derzeit findet nur jeder zweite Hausarzt einen Nachfolger für seine Praxis. Es müssten mindestens doppelt so viele Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin weitergebildet werden, um den Status quo aufrechtzuerhalten. Rund zehn Prozent der Absolventen des Medizinstudiums entscheiden sich für eine Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin, für bis zu 35 Prozent kommt sie zumindest in Frage. Wie lässt sich das vorhandene Potenzial abrufen?

„Wir müssen die Allgemeinmedizin innerhalb des Medizinstudiums stärken und die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin attraktiver machen und besser strukturieren. Wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen, können wir einen Durchbruch in der Nachwuchsfrage erreichen. 2016 ist ein Schicksalsjahr“, erklärt DEGAM-Präsident Prof. Ferdinand M. Gerlach und betont zugleich die Dringlichkeit der Maßnahmen.

In einer gemeinsamen Konferenz der Gesundheits- und Wissenschaftsminister des Bundes und der Länder soll in diesem Jahr der „Masterplan Medizinstudium 2020“ verabschiedet werden. Die Stärkung der Allgemeinmedizin ist eines von drei erklärten Zielen. Die DEGAM ist überzeugt, dass das Medizinstudium durch eine Stärkung der Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) und in der abschließenden Staatsexamens-Prüfung zukünftig praxisnäher wäre und der wichtigen Rolle der Allgemeinmedizin in der Versorgung gerecht würde. Die DEGAM schlägt als notwendige Maßnahme u.a. ein PJ-Quartal Allgemeinmedizin vor, damit alle Studierenden einen vertieften Einblick in die primärärztliche Versorgung erhalten.

Die zweite wesentliche Weichenstellung betrifft die Neufassung der Rahmenvereinbarung zur Förderung der Weiterbildung nach § 75a SGB V. Neu sind hier die erstmals mögliche Förderung von universitär angebundenen Kompetenzzentren sowie die Erhöhung der finanziellen Förderung für die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin.

„Die mit dem Versorgungsstärkungsgesetz geplante Einrichtung von Kompetenzzentren Allgemeinmedizin stellt einen wichtigen Schritt dar, um etablierte Strukturen flächendeckend zu ermöglichen und die Weiterbildung Allgemeinmedizin inhaltlich und strukturell weiter zu verbessern“, stellt Dr. Hannah Haumann, Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADE) fest. Die JADE ist die bundesweit vernetzte Arbeitsgemeinschaft junger Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und junger Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin.

Weitere Informationen zum Themenkomplex Hausärztemangel und zu den bevorstehenden Weichenstellungen entnehmen Sie bitte den einzelnen Statements der Referenten sowie den auf dem Datenstick beigefügten Positionspapieren und Stellungnahmen der DEGAM.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wurde am 12. Februar 1966 gegründet. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Allgemeinmedizin in Praxis und Wissenschaft. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums findet in Berlin am 12. Februar eine Präsidiumssitzung statt. Vom 29. September bis 1. Oktober 2016 veranstaltet die DEGAM in Frankfurt am Main den 50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, zu dem auch eine Jubiläums-Festschrift zur Historie der wissenschaftlichen Fachgesellschaft und der Allgemeinmedizin in Deutschland vorgestellt wird.

Pressekontakt:

Philipp Leson, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DEGAM-Bundesgeschäftsstelle, Friedrichstr. 133 in 10117 Berlin
Telefon: 030 – 20 966 98 00; E-Mail: leson@degam.de

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