Studie zur Nutzung von Notfallambulanzen

07. November 2017

Das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat 1.175 Patientinnen und Patienten in Notfallambulanzen zur subjektiv empfunden Behandlungsdringlichkeit und zu ihren Motiven, diese aufzusuchen, befragt. 54,7 Prozent gaben in der Studie „PiNo-Nord“ (Patienten in der Notaufnahme von norddeutschen Klinken), die jetzt erstmals im „Deutschen Ärzteblatt“ publiziert wurde, eine niedrige Behandlungsdringlichkeit an. Ferner sind einer großen Anzahl der Befragten die KV-Notfallpraxen nicht bekannt.

Zahlreiche aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass die in den letzten Jahren stark gestiegenen Patientenzahlen in den Notaufnahmen vor allem durch Patienten mit geringer Behandlungsdringlichkeit – die per definitionem kein Notfall sind – verursacht wurden. Diese zentrale Annahme konnte anhand einer soliden Datengrundlage in der Versorgungsforschungsstudie des Instituts für Allgemeinmedizin bestätigt werden. Ziel der Studie ist es, diese Patientengruppe näher zu beschreiben. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Sie waren jünger, seltener im Ausland geboren, und klagten seltener über zunehmende und starke Beschwerden als Patienten mit höherer subjektiver Behandlungsdringlichkeit.

Die Gründe für den Besuch der Notaufnahme variieren. Strukturelle Gegebenheiten und individuelle Patientenpräferenzen können eine Rolle spielen. Zugleich ist jedoch auffällig, dass sowohl die Notfallpraxen als auch der fahrende Notfalldienst der kassenärztlichen Vereinigungen relativ unbekannt sind. Immerhin 44,8 Prozent der Befragten gaben an, die KV-Notfallpraxen nicht zu kennen. Einige Befragte zeigen zudem negative Erwartungen an die Verfügbarkeit ambulanter Ärzte oder sie erhoffen in der Notaufnahme eine bessere medizinische Versorgung.

Welche Schlüsse kann die Allgemeinmedizin daraus ziehen? Benötigt wird eine bessere Vernetzung des ambulanten Notdienstes und der Notaufnahmen. Dabei wird zunehmend allgemeinmedizinische Expertise benötigt und auch eingesetzt, um den ganzheitlichen Blick auf die Patienten zu wahren und Überversorgung zu vermeiden. Darüber hinaus ist es eine wichtige Aufgabe der Hausärztinnen und Hausärzte, ihre Patienten für dieses Thema zu sensibilisieren und ihre Gesundheitskompetenz zu stärken.

Hier kommen Sie zur Studie "Patienten in Notfallambulanzen".

Pressekontakt:

Dr. Philipp Leson, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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