Wissenschaftliche Impulse aus der Hausärzteschaft

10. Dezember 2021

Bild von Antigen-Schnelltests für Corona

Hausärztinnen und Hausärzte impfen bzw. boostern gegen COVID-19, behandeln die meisten der daran erkrankten Menschen ambulant und erleben täglich die pandemie- und impfbezogenen Wünsche und Ängste der Patientinnen und Patienten. Obwohl sie die Konsequenzen politischer Entscheidungen auf medizinischer Ebene mit als Erste spüren, sind sie ins politische Pandemiemanagement so gut wie gar nicht eingebunden. Angesichts des geplanten Krisenstabs zur Bewältigung der Pandemie im Bundeskanzleramt sowie der im neuen Koalitionsvertrag der Regierungsparteien genannten medizinischen Aspekte betont die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) die Bedeutung hausärztlich-wissenschaftlicher Expertise für gesundheitspolitische Entscheidungen und sieht zugleich eine Chance, Bevölkerungsgesundheit und die damit verbundene evidenzbasierte Versorgungsforschung noch deutlicher und dauerhaft im Diskurs zu etablieren.

Im Rahmen des Bund-Länder-Treffens am 30. November verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dass der im Bundeskanzleramt geplante Krisenstab zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie unter anderem die Impfungen zur Grundimmunisierung sowie die Boosterimpfungen beschleunigen solle. „Da nahezu alle Hausärztinnen und Hausärzte (97.6%) Impfungen gegen COVID-19 durchführen1 und aufgrund der Langzeitbeziehung zu ihren Patientinnen und Patienten alltäglich mit den Folgen der Pandemie konfrontiert sind, ist es notwendig, dass ein Experte aus der wissenschaftlichen Allgemeinmedizin in den Krisenstab berufen wird, um die Erfahrungen aus den Praxen und die Ergebnisse
allgemeinmedizinischer Versorgungsforschung systematisch miteinzubeziehen“, erklärt DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer. „An dieser Stelle wurde bisher die Chance verpasst, Maßnahmen zur Pandemiebewältigung mit der Praxisrealität von Ärztinnen und Ärzten abzustimmen und für Patientinnen und Patienten nachvollziehbare Kommunikation zu gestalten.“

Nicht nur im Hinblick auf die Bewältigung der Pandemie, auch in Anbetracht der Herausforderungen an die neue Bundesregierung bei der gesundheitlichen Versorgung insgesamt plädiert die DEGAM für eine wissenschaftlich fundierte Gesundheitspolitik. Zu verschiedenen der im Koalitionsvertrag adressierten Aspekte, wie beispielsweise der integrierten Versorgung und der Digitalisierung, hat die DEGAM bereits Positionen entwickelt. „Deshalb bieten wir dem neuen Bundesminister für Gesundheit an, unsere Expertise im Bereich der
wissenschaftlichen Allgemeinmedizin weiterhin bereitzustellen und an der konkreten Ausgestaltung der Pläne mitzuarbeiten“, erläutert Martin Scherer und ergänzt: „Die Forschung im ambulanten Bereich, wie zum Beispiel die Versorgungsforschung, ist nicht nur bei der Pandemieplanung essentiell.“

Angesichts der zunehmenden Spezialisierung und Fragmentierung der Gesundheitsversorgung leisten Hausärztinnen und Hausärzte als diejenigen, die regelmäßig den ganzen Menschen im Blick haben, einen wichtigen Beitrag in der langfristigen Betreuung von Patientinnen und Patienten, in der Koordination zwischen den Disziplinen bzw. Professionen und in der Gesunderhaltung der Bevölkerung (Prävention).

Als wissenschaftliche Fachgesellschaft entwickelt die DEGAM regelmäßig evidenzbasierte Leitlinien, Handlungsempfehlungen und Positionspapiere für die ärztliche Primärversorgung – zuletzt unter anderem zur Digitalisierung, zum Langzeitmanagement der COVID-19-Pandemie und in Form einer „living guideline“ SARS-CoV-2/COVID-19 für den hausärztlichen Versorgungsbereich.

Pressekontakt:

Dr. Philipp Leson, Pressesprecher
Telefon: 030 – 20 966 98 16
E-Mail: presse@degam.de

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
Schumannstraße 9, 10117 Berlin
Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
www.degam.de

 

Über die DEGAM

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchs- und Forschungsförderung sind in der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) zusammengefasst.

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