Allgemeinmedizin und Familienmedizin gehören zusammen

Die Familienmedizin ist integraler Bestandteil der Allgemeinmedizin und der hausärztlichen Praxis. Familienmedizin umfasst die Behandlung von Patient:innen unter Berücksichtigung ihres familiären und sozialräumlichen Umfeldes, besonderer familiärer Belastungen und Ressourcen sowie kommunaler Strukturen. Sie hat dank ihrer integrativen Betrachtungsweise die Patient:innen in ihrer Gesamtheit im Blick – auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene. Da häufig mehrere Familienmitglieder in einer Hausarztpraxis in Behandlung sind, lassen sich so interfamiliale Gesundheitsdynamiken besser verstehen und die Gesundheit der Familie insgesamt fördern.

Vernetzung und bereichsübergreifende Zusammenarbeit werden in der Gesundheitsversorgung immer wichtiger, um Gesundheits- und Teilhabechancen der Menschen in jedem Lebensalter und jeder sozialen Situation zu verbessern. Um eine familienzentrierte Versorgung im Netz der Primärversorgung gelingen zu lassen, ist Wissen um die Zusammenhänge von familiären Lebensbedingungen, sozialen Problemlagen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und Koordination der Versorgung von Patient:innen und ihren Familien notwendig.

Hausärztliche Familienmedizin leistet hier einen wichtigen Beitrag und wird auch von der Bevölkerung gewollt: Laut einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2021 wünschten sich 46 Prozent der Bevölkerung in Deutschland die Behandlung mehrerer Familienmitglieder in der gleichen hausärztlichen Praxis (Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 844–5).

Um die engen Bezüge zwischen Allgemeinmedizin und Familienmedizin zu verdeutlichen, hat die DEGAM entschieden, im Namen der Fachgesellschaft auch den Begriff "Familienmedizin" aufzugreifen. Zum Vergleich: Im internationalen Kontext ist die Verknüpfung von Allgemeinmedizin und Familienmedizin ebenfalls gebräuchlich: So wird zum Beispiel im englischen Sprachgebrauch "Allgemeinmedizin" mit "Family Medicine" übersetzt.

Aufgaben der Familienmedizin in der hausärztlichen Praxis

  1. Wahrnehmung und Anerkennung der wechselseitigen Auswirkungen von Gesundheit / Krankheit auf Patient / Patientin und Familie.
  2. Berücksichtigung familiärer Interaktionen und Dynamiken beim Umgang mit Krankheiten und deren Auswirkungen.
  3. Verstärkte Aufmerksamkeit im Praxisalltag für familiäre Belastungen, die sich gesundheitsschädigend auswirken können.
  4. Berücksichtigung und Erkennen von Ressourcen und Risiken von Familie.
  5. Unterstützung der Selbstbefähigung / Selbstregulation von Individuum und Familie durch Gespräch und Handeln.

Hier finden Sie eine kurze Definition von Familienmedizin, die 2015 von der Arbeitsgruppe Familienmedizin am ifam (Heinrich-Heine-Unversität Düsseldorf) entwickelt wurde. 2025 wurde in der DEGAM eine neue Fachdefinition für die Allgemeinmedizin erarbeitet, in der die Familienmedizin explizit als integraler Bestandteil beschrieben wird. Hier geht es zur aktuellen Fachdefinition.

8. Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“

Am 15. November 2025 lädt das Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Universitätsklinikum Düsseldorf, zum nächsten wissenschaftlichen Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“ ein. Kooperationspartner sind das Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG) der Universität Witten/Herdecke und die DEGAM. Mehr erfahren....

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