Über- und Unterversorgung in der Medizin
Überversorgung in der Medizin gefährdet die Patientensicherheit und verschwendet Ressourcen. Gleichzeitig gibt es viele Patientinnen und Patienten, die nicht ausreichend versorgt sind. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft engagiert sich die DEGAM dafür, diese Arten der Fehlversorgung abzubauen: Bereits 2019 hat die DEGAM erstmalig eine Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden“ vorgestellt.
Für die Leitlinie wurden in einem aufwändigen Prozess DEGAM-Leitlinien und Nationale Versorgungsleitlinien in Hinblick auf Über- und Unterversorgung analysiert und als eigene Leitlinie mit evidenzbasierten Empfehlungen gegen Über- und Unterversorgung zusammengefasst. 2023 wurde ein Update der Leitlinie mit konkreten Beispielen veröffentlicht, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Über- oder Unterversorgung vorliegt.
Vom Falschen zu viel und vom Richtigen zu wenig
Mit diesem Engagement will die DEGAM mehr Aufmerksamkeit für dieses strukturelle Problem schaffen: Zu viel Medizin kann schädlich sein, zudem fehlen durch Überversorgung und -diagnostik die Mittel für das, was wirklich wichtig ist. Außerdem muss der Schutz des Klimas unbedingt berücksichtigt werden: Je mehr Leistungen erbracht werden, desto höher fallen die CO₂-Emissionen im Gesundheitswesen aus. Die Leitlinie zeigt klar auf, welche Leistungen in der Medizin eingespart werden können.
Auf der anderen Seite gibt es nützliche medizinische Maßnahmen, die zu selten eingesetzt werden, so dass Patientinnen und Patienten unterversorgt sind. Auch dieses Thema wird in der Leitlinie angesprochen.
„Vom Falschen zu viel und vom Richtigen zu wenig – auf dieses Problem in der Medizin haben wir als Fachgesellschaft schon 2019 mit unserer S2e-Leitlinie erstmals aufmerksam gemacht“, kommentiert Prof. Martin Scherer, Präsident der DEGAM und federführender Autor der Leitlinie. „Mit dem Update machen wir erneut darauf aufmerksam, dass wir die medizinische Versorgung besser, gerechter und sicherer machen, wenn wir Unter- und Überversorgung reduzieren. Bisher ist die DEGAM-Leitlinie die einzige Leitlinie in Deutschland, die konkrete Empfehlungen zum Schutz vor Über- und Unterversorgung gibt.“